Mit viel Gepäck ging meine Reise nach Aspen (USA) los. Da dies schon die zweite Überseereise dieser Saison war, reiste ich aus finanziellen Gründen ohne Trainer und Servicemann des LSV an. Ich wurde die Wochen in Aspen von einem Servicemann und Trainer von Swiss-ski mitbetreut, darüber bin ich sehr dankbar.
Die Autofahrt durch die wilde Landschaft Colorado`s von Denver nach Aspen war sehr schön und eindrücklich. Dies machte die vier stündige Fahrt einiges kurzweiliger. Amerika pur. Der Reiseplan war allgemein sehr straff. Ich landete am Sonntag in Denver und nur drei Tage später stand schon das erste Abfahrtstraining auf dem Programm. Somit hatte ich gar keine Zeit für einen Jetlag 😊
Bevor es mit den offiziellen Abfahrtstrainings los ging, waren zwei Super-G Trainings mit Swiss Ski geplant. Ideal um nach so einer langen Reise wieder in Schwung zu kommen. Jedoch spielte das Wetter nicht ganz so mit, wie es alle wollten. Es schneite sehr stark und der erste Trainingstag war nicht möglich. Stattdessen stand freies Skifahren im Tiefschnee auf dem Programm. Was natürlich viel Spass machte. Am nächsten Tag waren die Wetterbedingungen einiges besser und es war ein gutes Training möglich. Für mich war es wichtig ein gutes Training zu absolvieren, bevor es mit den offiziellen Trainings los ging.
Das erste Training musste auf Grund des erneuten Schneefalles schon am frühen Morgen abgesagt werden. Das Alternativprogramm war Konditraining. Die Wetterprognosen für die gesamte Woche waren leider nicht so gut. Der Wetterbericht hatte immer wieder Schneefall, Wolken oder Wind. Alle hofften das Beste und beim zweiten Training waren dann endlich traumhafte Bedingungen. Die Piste war gut, der Himmel strahlend blau und es war windstill.
Ich fühlte mich direkt wohl auf der Strecke und konnte ein sehr gutes Training zeigen. Mit Rang 21 mein bisher bestes Trainingsergebnis im Weltcup. Das stimmte mich natürlich sehr zuversichtlich auf die Rennen um endlich meine ersten Weltcuppunkte zu machen!
Am ersten Renntag spielte dann das Wetter wieder komplett verrückt. Schneefall, schlechte Sicht und Wind führten dazu, dass das Rennen nach Nummer 23 abgebrochen wurde. Es war sicherlich die richtige Entscheidung der Veranstalter und FIS, da es einfach nicht mehr fair geschweige denn sicher war.
Beim zweiten Anlauf klappte es dann. Die Abfahrt konnte durchgeführt werden und ich erreichte den undankbaren 31. Rang. Es fehlten mir nur knappe 0.02 Sekunden auf die Punkteränge. Meine Fahrt war ganz gut. Ich startete sehr schnell, verlor aber im zweiten Sektor viel Zeit und weiss ehrlich gesagt auch nicht genau weshalb. Aber so ist der Rennsport eben - ab und zu wirft er grosse Rätsel und Fragezeichen auf.
Die nächste und zugleich letzte Chance in diesem Weltcupwinter noch Punkte zu holen stand mit dem letzten Super-G bevor. Ich wusste, dass mir die Schneeverhältnisse liegen und dass der «Speed» da ist. Ich nahm mir schon früh am Morgen vor, beim Rennen voll zu riskieren. Ein möglicher Ausfall nahm ich in Kauf und sagte mir: «Lieber Vollgas geben und ausscheiden, statt einen mittelmässigen Lauf zu fahren und erneut 31. zu werden!»
Ich startete mit einer sehr schnellen ersten Sektorzeit. Im Steilhang versuchte ich voll auf Zug den Lauf hinunterzudrücken, was mir nicht schlecht gelang. Im Mittel- und Schlussteil wurde es bei einigen Stellen nochmals sehr knapp, was beim Super-G meistens ein gutes Zeichen ist.
Ich fuhr über die Ziellinie und habe mir gedacht: «Das müssten jetzt Punkte sein!» Die Zuschauer im Zielraum jubelten und ich habe mir gedacht: «vielleicht ist es ja eine Rangierung zwischen 20 - 30.» Als ich auf die Anzeigetafel schaute, stand da eine grosse 6 und ich konnte es nicht fassen! In diesem Moment fiel mir ein Stein, gefühlt so gross wie der Mount Everest vom Herzen. Endlich ist mir alles bei einem Rennen aufgegangen und ich machte meine ersten WC-Punkte. Vom Wetter, über das Material bis hin zur Linie und der Fahrt, hat einfach alles zusammengepasst. Top-Weltcupathleten wie Aleksander Aamodt Kilde haben mir im Ziel gratuliert und sich mit mir gefreut!
All die Jahre harte Arbeit mit vielen Rückschlägen und Verletzungen führten zu diesem einzigartigen Moment und es hat sich gelohnt! Ich bin sehr stolz und froh, dass es endlich geklappt hat. Bei all den Menschen, die mich auf irgendeine Weise auf diesem Weg unterstützt haben, möchte ich mich recht herzlich bedanken! Ich kann es kaum in Worte ausdrücken, wie dankbar ich bin!
Im Weltcup Super-G Standing bin ich nun an 35. Stelle und ich habe mir damit für die kommende Saison eine gute Ausgangslage geschaffen! Ausserdem hat Liechtenstein zwei Startplätze in der kommenden Saison im Super-G, was bedeutet, dass Marco Pfiffner und ich in dieser Disziplin keine interne Qualifikation mehr fahren müssen!
Nun steht noch der Saison-Endspurt auf dem Programm. Am Montag fliege ich auf Narvik (NOR), wo ich das Europacup-Finale bestreiten werde. Als letztes steht dann noch die Schweizer Meisterschaft in Verbier auf dem Programm.
Das Ziel ist es bei den letzten Rennen noch meine FIS-Punkte zu verbessern, um nächste Saison eine bessere Startnummer im Weltcup zu erzielen.
Bis Bald.
/Nico
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